Gangster, Tresore, Nebelmaschinen...
Abiturienten setzten bei Kulturabend Theaterstück fort, das sie einst als Fünftklässler aufgeführt hatten
Ein Gauner-Trio erbeutet einen Tresor voller Gold, aber bevor die Ganoven den Tresor knacken können, werden sie geschnappt und landen im Gefängnis: Das ist der Kern der Handlung des Theaterstücks „Dynamit“, das Benedikt Laumann (Abi 2011) damals für Fünftklässler geschrieben hatte.
Mittlerweile, sieben Jahre später, sind die einstigen Sextaner erwachsen geworden und haben gerade ihr Abitur am Europa- Gymnasium gemacht – eine gute Gelegenheit, die Fortsetzung des damaligen Stückes zu präsentieren – als Teil ihres Kulturabends führten die Abiturienten „Dynamit re-exploaded“ am Freitagabend im Forum auf.
„Das ist ein total emotionaler Moment für mich“, war Benedikt Laumann nach der Aufführung gerührt von der Leistung der Schauspieler, die er vor sieben Jahren als Fünftklässler kennen gelernt hatte. Als besondere Lernleistung im Fach Deutsch hatte er als Abiturient ein Theaterstück geschrieben und von einer fünften Klasse aufführen lassen. „Ich habe die Kids damals gefragt, worauf sie Bock haben“, erinnert sich Laumann. „Die Antwort: Irgendwas mit Gangstern, Tresoren, Nebelmaschinen.“
Nach dieser Vorgabe hatte Laumann, der seine eigene Leidenschaft für das Theaterspiel kurz zuvor im Literaturkurs am Gymnasium entdeckt hatte, ein individuelles Stück geschrieben und es von den Schülern aufführen lassen.
Seitdem sind sieben Jahre vergangen, und Benedikt Laumann lebt inzwischen in England, wo er ein Psychologie- Studium und zahlreiche Vorsprechen an Schauspielschulen absolviert hat. „Irgendwann habe ich mal rumgerechnet und mir ist aufgefallen, dass die Fünfer von damals ja jetzt ihr Abi machen müssten“, so Laumann, der dann sofort die Idee hatte, das sieben Jahre alte Theaterstück noch einmal aufzuführen. Er habe den Kontakt zu den Abiturienten gesucht, und Jannik Göpfert, damaliger Hauptdarsteller und jetziger Stufensprecher, sei von der Idee direkt begeistert gewesen.
Gefolgt war eine Turbo- Umsetzung: Erst Anfang Juni habe sich Benedikt Laumann mit den einstigen Darstellern zusammengesetzt und über die Idee und Umsetzung beraten. Schnell hatte fest gestanden: Nicht das Theaterstück „Dynamit“ sollte aufgeführt werden, sondern eine Fortsetzung – „Dynamit re-exploaded“. Dieses schrieben Laumann und Göpfert gemeinschaftlich in nur wenigen Tagen – und unter Berücksichtigung der gleichen Rollen wie vor sieben Jahren. Sogar die Besetzung ist zum großen Teil gleich geblieben: „Einige Rollen mussten wir neu besetzen oder streichen, weil einige Fünfer von damals inzwischen nicht mehr in der Stufe sind“, so Laumann. „Aber die Kernbesetzung ist gleich geblieben.“
Action und Spezialeffekte
Mit „Dynamit re-exploaded“ brachten die Abiturienten am Freitag trotz kurzer Vorbereitungszeit eine gelungene Fortsetzung ihres Theaterstückes auf die Bühne, welches vor Action und Specialeffekten strotzte: Seit sieben Jahren sitzen die Gauner von damals – Dynamit-Karlo (Pia Vitt) und „der Boss“ (Jannik Göpfert) – im Gefängnis, nur die Dritte im Bunde, Zaubererin Luna (Neslisah Oeczinar) hatte sich in der Zwischenzeit befreien können und hilft jetzt auch den anderen beiden Banditen bei der Flucht. Unterstützung bekommt das Trio durch Panzerknacker- Ede (Hendrik Thomberg). Und zu viert erinnern sie sich dann an die einstige Tresorbeute und suchen die Halle von damals auf, um nachzusehen, ob der Goldtresor dort noch auf sie wartet.
Diesen katapultieren „die Müllmänner“ (Laura Kühle und Wiebke Fabry) aber kurzentschlossen in die Kanalisation, wohin sich dann auch das Gauner-Quartett mittels Dynamit sprengt, um die Beute zurückzuholen. Dort treffen die vier Banditen auf die Fäkalien-Taucher (Linda und Nico Klein), bei denen sie sich unglücklicherweise mit Legionellen anstecken und ihnen schließlich nur noch ein einziger Tag zu leben bleibt. „Es gibt nur ein Gegenmittel: Knoblauch!“, informiert Panzerknacker- Ede, der sich als Spitzel entpuppt und nur noch zwei Knoblauchzehen für die drei Infizierten vorrätig hat. Einer der drei Gauner wird also sterben müssen – aber wer? „Wir müssen Streichholzer ziehen“, beschließt das Trio.
Welche der Rollen hierbei kein Glück hat, wird aber nicht aufgelöst... „Vielleicht sehen wir uns in sieben Jahren wieder und erfahren es dann in einer weiteren Fortsetzung...“, deutete Benedikt Laumann bereits an, der demnächst ein Schauspiel- Studium an einer englischen Schule beginnt. „Auch dank euch habe ich damals meine Leidenschaft für das Schauspielern entdeckt“, wandte Laumann sich zum Schluss an die Abiturienten, die als Kinder sein damaliges Stück auf die Bühne gebracht hatten.
Neben seinem Psychologie- Studium hatte sich Laumann auch einem „Foundation- Year“ an einer englischen Schauspielschule gewidmet und mit einem Studienfreund eine eigene Produktionsfirma gegründet. Jetzt zurück nach Warstein zu kommen und mit den Fünfern von damals noch mal ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, sei ihm aber eine „Herzensangelegenheit“ gewesen: „Das waren damals meine Kids, ich habe ein halbes Jahr regelmäßig mit denen gearbeitet“, erinnerte er sich, und: „Zu sehen, wie erwachsen mittlerweile alle geworden sind, ist der Wahnsinn.“ Wichtig sei ihm das Projekt auch gewesen, weil er Künste wie Theater und Schauspiel im Sauerland kaum repräsentiert sieht: „Das Sauerland ist Künsten und Individualität gegenüber sehr intolerant“, bemängelte Laumann.
In weiteren Rollen waren zu sehen: Leonie Bamberg, Felix Bomkamp, Luca Rammroth und Sarah Sniehotta, für die Technik waren Marcel Dirks und Nico Klein verantwortlich und das Bühnenbild hatten Sophia Runau und Celine Stratmann kreiert. In der zweiten Hälfte des Kulturabends hieß es „Open Mic“, und jeder durfte mit kreativen Einlagen – ob Gesang oder Poetry-Slam – ans Mikrofon treten.
Aus: Soester Anzeiger vom 02.07.18.
