Friedliche Mottowoche am Gymnasium
Nicht etwa Sachbeschädigungen sorgen für aufsehen, sondern die offenherzigen Verkleidungen der Abiturienten
Freizügige Outfits haben während der Mottowoche am Gymnasium für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Insbesondere an einem Tag ihrer letzten Schulwoche testeten die angehenden Abiturienten mit dem Motto „Nutten und Zuhälter“ die Geschmacksgrenzen ihrer Lehrer. Zu Ausschreitungen wie in Köln kam es aber nicht.
„Bisher ist nichts passiert“, erklärt der kommissarische Schulleiter Ulrich Ernst. „Der eine oder andere Lehrer stört sich vielleicht an der Musik in der Pausenhalle, aber das hält sich alles in Grenzen.“
Grund für die Gelassenheit könnte die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern sein. So überlegt ein Komitee, bestehend aus einem Beratungslehrer und weiteren Lehrkräften, im Vorfeld, welche Mottos und Aktionen den Schülern erlaubt werden können. Ernst ist aber der Meinung, dass die Schule nicht alles regeln sollte. Diese Ansicht teilen aber nicht alle Lehrer: „Die Auffassungen im Kollegium sind geteilt – auch was die Verkleidungen angeht, die manchem zu weit gehen. Es ist eben ein Spannungsfeld und eine Einigung zu erzielen, ist sehr schwierig.“
Stufensprecherin über Beschwerden verwundert
An den Schülern des Gymnasiums sind die Ereignisse aus Köln, wo sich Abiturienten rivalisierter Schulen zu Prügeleien getroffen haben, nicht spurlos vorbeigegangen. Die Schule habe gegenüber der Jahrgangsstufe offen ihre Sorge vor ähnlichen Vorfällen in Warstein geäußert, wundert sich Stufensprecherin Milena Heppe: „Wir fanden es sehr schade, dass uns in der Hinsicht nicht das nötige Vertrauen entgegengebracht wurde.“ Die Beschwerden einiger Lehrer über die freizügigen Outfits hat sie auch vernommen. Dabei habe sich die Freizügigkeit ihrer Meinung nach in Grenzen gehalten. Sie verweist aber auch darauf, dass die Schule im Vorfeld über die geplanten Mottos informiert wurde und keinerlei Verbote ausgesprochen hat.
Den Schülern seien die Grenzen aber dennoch bekannt und auch die Lehrer würden die Harmlosigkeit der Jahrgangsstufe immer wieder betonen. Zwar mache man im Rahmen der Mottowoche auch Späße, aber diese „eskalieren nicht in Vandalismus oder ähnlichem. Wir machen einfach eine Polonaise durch die Eingangshalle“, beschreibt Heppe. Auch der Klassiker unter den Streichen, die Wasserpistole, käme zum Einsatz, jedoch wischen die Schüler im Anschluss den Boden sogar wieder trocken.
Generell sei es das Ziel des Jahrgangs, der Mottowoche einen positiven Charakter zu verleihen. Streitereien mit Nachbarschulen wie in Köln seien keine Option. Zwar hätten sich Abiturienten der vergangenen Jahre immer wieder Scherze mit dem Friedrich-Spee-Gymnasium in Rüthen erlaubt, aber diese arteten nie so aus, wie es in Köln der Fall ist. „Für uns ist der Zusammenhalt untereinander wichtig. Wir wollen gemeinsam etwas schaffen und konzentrieren uns jetzt auf die Klausuren und darauf, einen schönen Abiball zu planen.“
Einschränkungen für die Zukunft sind möglich
Auf den nächsten Abiturjahrgang könnten durchaus Veränderungen zukommen, aber Ernst und seine Kollegen müssen in naher Zukunft noch eine Entscheidung fällen. Fest steht, dass auch im nächsten Jahr ein Komitee gebildet werden soll. Mit Blick auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre soll dann herausgefunden werden, ob es Änderungen geben wird. Dabei sei vor allem Fingerspitzengefühl wichtig, betont Ernst.
Insgesamt freut sich der Schulleiter darüber, wie die Mottowoche verlaufen ist. „Es gab keinerlei Ausuferungen an der Schule und auch keinen Alkohol oder Vandalismus. Das würden wir dann auch ahnden. Es ist alles friedlich“, zieht er eine positive Bilanz.