Kinder früh für das Fach Chemie begeistern
„Das Fußballspiel lebt von der Leidenschaft der Spieler. Die Naturwissenschaft Chemie lebt von der Leidenschaft ihrer Wissenschaftler“, so heißt es im Programm „KEMIE - Kinder Erleben Mit Ihren Eltern Chemie“ der Universität Bochum, die ein Konzept für Eltern mit Kindern im Grundschulalter erarbeitet hat.
In einer neunteiligen Projektreihe wird dieses Konzept nun auch am Gymnasium Warstein Leitgedanke sein: Rund 60 Teilnehmer (sprich 30 Kinder sowie 30 Väter und Mütter) treffen sich ein Mal monatlich samstags im Chemieraum, um spannende Experimente durchzuführen und chemischen Prozessen auf den Grund zu gehen. Dabei werde die große Motivation und Neugier der Viertklässler, die ab dem nächsten Schuljahr das Gymnasium besuchen werden, genutzt, um das Interesse für diese Naturwissenschaft zu wecken und die Kinder an noch unbekannte Themenbereiche heranzuführen. Um eine ruhigere Lernatmosphäre zu schaffen, wurden die 60 Teilnehmer in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt.
„Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist sehr förderlich“, ist sich der Leiter des Projekts, Werner Steinrücke, Chemie- und Biologielehrer des Gymnasiums, über den Erfolg der Experimentreihe sicher. „Die direkten Bezugspersonen der Kinder können bei schwierigeren Aufgaben Hilfestellung leisten und Zuhause werden überraschende Ergebnisse meist noch einmal reflektiert, was das Erinnerungsvermögen und die weitere Lernbereitschaft stärkt.“
Studie der Universität Bochum
Den Studien der Uni Bochum zufolge werden Kinder schon lange, bevor in der Jahrgangsstufe Sieben der Chemieunterricht einsetzt, von dem Interesse (bzw. Nicht-Interesse) der Eltern an dem Fach geprägt. Machen Erwachsene und Kinder im jungen Alter praktische, naturwissenschaftliche Erfahrungen gemeinsam, fördert dies das Interesse der Nachwuchs-Wissenschaftler ungemein.
Beim Projekttag am vergangenen Samstag, zu dem bereits einige Teilnehmer professionell mit weißen Kitteln gewappnet erschienen, ging es ganz um die Fragen „Wie gut sind unsere Sinnesorgane?“ und „Wie gut funktionieren chemische Messinstrumente?“ Dazu wurden kleine Bechergläser mit unterschiedlichen Haushaltzuckerlösungen (mit 5-, 10-, 15- und 20-prozentigem Zuckeranteil) verteilt. Die Aufgabe für die Kinder lautete, die wässrigen Zuckerlösungen zu probieren und dann mithilfe der Eltern zu schätzen, um welche Lösung es sich je handelte. Im Vergleich wurde ein Kinderpunsch gekostet, dem ein Zuckerprozentsatz zugeordnet werden sollte – zwar schmeckte man hier gar nicht so viel Zucker heraus, wie einige Kinder überrascht feststellten, doch der Schein trügt: Von Geschmacksverstärkern und Aromen wird der reine Zuckergeschmack bei Getränken wie diesem überdeckt. Besonders interessant war dieser Versuch für die Kinder, war doch ein direkter Alltagsbezug möglich.
Gesteigerter Schwierigkeitsgrad
Anschließend wurde der Schwierigkeitsgrad gesteigert, nun sollten die Teilnehmer selbst, mit Waage, Messkolben und den entsprechenden Zutaten bewaffnet, Zuckerlösungen herstellen. Lehrer Werner Steinrücke stand den einzelnen Gruppen jedoch die ganze Zeit über mit Tipps und Tricks zur Seite, wenn selbst die Eltern nicht weiterwussten. Nach definieren des Begriffs „Dichte“ und Kennenlernen der Geschichte von Archimedes konnten die Sextaner sich schon einmal wie richtige Chemieschüler fühlen, steigert dieses Projekt doch sicherlich die Freude auf den kommenden Unterricht am Gymnasium.