PRAKTIKUM: Von Warstein nach Finnland oder London zur Berufserkundung
Ein Praktikum im Betrieb um die Ecke? Für die beiden 16-jährigen Schüler Claire Scholz und Lennart Switkowski war das viel zu langweilig.
Ein Betriebspraktikum gehört für Warsteins Gymnasiasten zur Oberstufe dazu. Die beiden 16-jährigen Schüler Claire Scholz und Lennart Switkowski führte ihr Weg aber nicht in Betriebe in Warstein und Umgebung, sondern sie lernten den Arbeitsalltag in England und Finnland kennen.
Von Claire Scholz war es schon immer ein Traum, in einer größeren Stadt im Ausland Erfahrungen zu sammeln, und da sie bei der Verlosung zum Schüleraustausch in die USA kein Glück hatte, schlug sie vor, das zweiwöchige Praktikum in London in einem Kindergarten zu absolvieren. „Zum einen möchte ich meine Sprachkenntnisse vertiefen“, erzählt sie, „zum anderen waren mir die sozialen Aspekte wichtig, weil ich nach dem Abitur ein Au-Pair-Jahr in Amerika machen möchte.“ Das Praktikum in London wurde ihr über eine gemeinnützige Agentur für Kulturaustausch ermöglicht.
In Gastfamilie untergebracht
Claire war in der Zeit des Praktikums bei einer Gastfamilie untergebracht. Sie bekam dort ein eigenes Zimmer, ihre Gastmutter arbeitet regelmäßig mit der Austausch-Organisation zusammen. „Sie ist wirklich sehr nett zu mir und hat mir alles genau erklärt mit den Busverbindungen und so“, berichtete die Zehntklässlerin erleichtert.
Der Kindergarten, in dem sie arbeitet, ist gut eine Stunde mit dem Bus entfernt. Sie findet, dass es dort ähnlich ablaufe wie in Deutschland: Man beschäftigt sich viel mit den Kindern und spielt mit ihnen. „Ein Unterschied, der mir stark auffällt, ist, dass die Kinder mehr lernen als in Deutschland. Also sie machen viel mehr mit Zahlen und Buchstaben“, erklärte die Praktikantin.
Mittag am „London Eye“
Ihre Mittagspause verbringt Claire meistens am „London Eye“. Mit ihrer Arbeit ist sie sehr zufrieden: „Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß und ist auch abwechslungsreich.“ Die Erzieher haben sie schnell in das Team integriert und die Verständigung sei nach drei Tagen gar kein Problem mehr, da das Schulenglisch in dieser Zeit schon viel besser geworden sei. „Ich empfehle jedem, ein Praktikum im Ausland zu machen und bereue es auf gar keinen Fall“, findet Claire. Sie sammle dort sehr wertvolle Erfahrungen und würde gerne noch länger bleiben.
Schüleraustausch mitgemacht
Lennart Switkowski kam anders auf die Idee: Er hatte nämlich den Schüleraustausch nach Finnland mitgemacht und war sofort begeistert. „Als uns nachher gesagt wurde, dass ein Praktikum dort möglich sei, sah ich sofort meine Chance“, berichtete der 16-Jährige fröhlich. Nach der Landung in Finnland ging es mit dem Bus 100 Kilometer nach Hämeenlinna zu seiner alten Austausch-Gastfamilie, zu der er, wie mit finnischen Freunden, guten Kontakt pflegte.
Das Praktikum absolvierte er bei der Firma Coveris, die Verpackungen für die Lebensmittelindustrie herstellt. „Das finnische Arbeitsklima ist sehr angenehm, da die Mitarbeiter respektvoll und freundlich miteinander umgehen“, erklärte Lennart. Die Pausen sind freigestellt und es wird dort viel Wert auf Vertrauen und Selbständigkeit gelegt.
Hilfsbereite Firmen
Zudem berichtet Lennart, dass die Finnen „auf Nachfrage“ sehr hilfsbereit seien. „So bekam ich zum Beispiel eine Führung durch die Produktion, und auf Nachfrage konnte ich meine Arbeitszeiten verschieben“, lacht der Praktikant.
In seiner Freizeit unternimmt Lennart sehr viel mit der Familie und Freunden und lernt finnische Traditionen kennen. Er genießt jeden Tag und bilanziert: „Ein Auslandspraktikum kann ich bestens empfehlen, denn so lernt man, abgesehen von der netten Abwechslung, neue Kulturen und oft auch neue Leute kennen, erweitert den eigenen Horizont und erhält Kenntnisse über die Arbeitsweise in anderen Ländern. Außerdem können selbst schlechte Erfahrungen eine Bereicherung sein.“
