Mädchenwelten / Jungenwelten 2009
Fotos von:
Alexander Lange (WP)
Alexandra Pater (WA)
Ilka Wiese (WP)
Jungen ticken so, Mädchen so
Projektwoche am Gymnasium eröffnet den Schülern der Stufe 9 neue Einblicke
Von Ilka Wiese und Alexander Lange (WP)
Jungen im Allgemeinen, die beste Freundin, das eigene Spiegelbild und Schals mit Zebramuster — darum in etwa dreht sich der Kosmos einer 15-Jährigen. Im Projekt „Mädchenwelten” des Warsteiner Gymnasiums sind die Schülerinnen aus der 9. Klasse ganz unter sich. Am anderen Ende der Stadt beschäftigen sich die Klassenkameraden in ihren „Jungenwelten”.
Seit Anfang der Woche lernen die Mädchen vormittags nichts über binomischen Formeln oder Photosynthese, sondern viel über sich selbst. Die eigene Person mit ihren Stärken und Schwächen steht im Vordergrund der „Mädchenwelten”. An jedem Tag gibt es ein neues Motto: Die Rolle der Frau, Grenzen und Kommunikation, Sexualität und Freundschaft, die berufliche Zukunft sowie Schönheit und Körper.
„Wir wollen den Mädchen hier eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich wohl fühlen und offen über die Dinge sprechen können, die sie bewegen”, erklärt Dagmar Hanses, Leiterin der Mädchenwelten und Erzieherin im Jugendtreff Alte Berufsschule. Mit weiteren Lehrerinnen, Pädagoginnen und der Gleichstellungsbeauftragten Ursula Müller betreut Hanses die Schülerinnen in der gesamten Woche. Die Grundregeln für diese Offenheit lauten jedoch: Alles, was besprochen wird, bleibt in den Räumen, keiner wird gezwungen, jeder darf schweigen.
Seit zwölf Jahren gibt es diese Projektwoche bereits am Gymnasium. Seit zehn Jahren ist Dagmar Hanses dabei. „Die Grundthemen sind immer noch die gleichen”, erklärt die Erzieherin. „Aber die Mädchen sind weiter in der Entwicklung als damals — auch was zum Beispiel die Sexualität betrifft.” Jedoch seien so Dinge wie Markenklamotten und Stars nicht mehr so wichtig. „Die Mädchen gehen viel souveräner mit Vorbildern um als wir damals. Sie eifern nicht mehr einem Star nach, sondern stellen sich quasi ein Potpourri aus verschiedenen Idolen zusammen”, erklärt Lehrerin Susanne Kurze.
Am anderen Ende der Stadt befinden sich die männlichen Klassenkameraden auf der Reise in ein „Männerland.” In der Alten Berufsschule finden die „Jungenwelten” statt. Eine Woche lang täglich von 7.45 bis 13 Uhr sollen sich die Schüler mit ihrer eigenen Persönlichkeit genauer befassen.
Morgens starten die vier Gruppen mit einem gemeinsamen Frühstück und einer Planung für den Vormittag. „Wir haben schon den idealen Mann gezeichnet, über Freundschaft und Vertrauen gesprochen und uns über das Verhalten in einer Gruppe unterhalten”, so der 15-jährige Lukas Pielsticker. „Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen nach diesen fünf Tagen mehr über sich selbst wissen und ihre Stärken und Schwächen erkannt haben und wissen wie sie diese einsetzen können”, so Holger Rick.
Das Programm besteht sowohl aus Sitzkreisen, in denen über Themen wie Freundschaft, Vertrauen und vielen mehr gesprochen wird, als auch aus Vertrauensspielen, Teamspielen oder sogenannten Traumreisen, wo sich die Schüler bei ruhiger Meditationsmusik in ihre Traumwelt versetzen.
„Wir freuen uns, dass wir schon seit so vielen Jahren mit der Schule, der Jugendhilfe, der Beratungsstelle für Eltern, mit den Jugendlichen und mit der Polizei zusammenarbeiten”, so der Religionslehrer und Betreuer Friedhelm Leneke. Das männliche Betreuerteam besteht aus Lehrern (Stefan Budde, Reinhard Klostermann, Friedhelm Leneke und Albert Schröder), sowie dem Sozialarbeiter Albert Plenge, den Psychologen Christian Wenzel und Holger Rick sowie Kriminalkommissar Burkhard Pukrop. Zusammen wollen sie den Jugendlichen die Chance geben, sich zu entdecken und ihre Schwächen zu erkennen. „Sie sollen ihre Grenzen kennenlernen und lernen wie man damit umgeht”, so Diplom-Psychologe Holger Rick.
Bei dem 15-jährigen Lukas kommt das Projekt gut an: „Es ist abwechslungsreich und wir sammeln Erfahrungen für die Zukunft.” Da stimmen ihm auch seine Mitschüler zu.
"In dieser Woche sind einfach mal alle Jungen doof"
"Mädchenwelten" zeigen Gymnasiastinnen Wege zur eigenen Stärke auf.
"Teamerinnen" schaffen lockere Atmosphäre, um über Persönliches zu sprechen.